Auf meinen Chef kann ich mich verlassen – wenn ich ihn mal sehe.

„Es ist mein Unternehmen, ich muss mich doch nicht abmelden, wenn ich auf Termin bin!“,
sagt der Geschäftsführer eines Ingenieurbüros.

„Bis ich mal eine Antwort bekomme, vergehen oft Tage!“,
klagt die Mitarbeiterin in der Verwaltung.

Wenn ich als Organisationsentwickler in solche Unternehmen komme, wirken die Probleme oft geradezu banal:
– Lieber Chef, teile deinen Kalender!
– Liebe Mitarbeiterin, triff Entscheidungen°

Wie schön es wäre, wenn es wirklich so einfach wäre. Doch die Dinge liegen meist tiefer. Was auf den ersten Blick wie ein Kommunikationsproblem aussieht, ist in Wahrheit ein Beziehungsthema. Es geht nicht um Tools oder Prozesse. Es geht um unausgesprochene Erwartungen, um fehlendes Vertrauen – und um Muster, die sich in der Organisation festgesetzt haben.

Chamäleon-Führung – zwischen Anpassung und Abtauchen

Das Beitragsbild zeigt es ganz gut: Manche Führungskräfte erinnern an ein Chamäleon. Sie passen sich an, wechseln die Farbe – und wenn es brenzlig wird, verschwinden sie. Nicht unbedingt mit Absicht, aber mit Wirkung.

Der Chef ist schwer greifbar – mal da, mal weg, ständig in Terminen. Aber das eigentliche Problem liegt tiefer: Viele ziehen sich zurück, wenn es unangenehm wird. Wenn es um Konflikte geht. Wenn Entscheidungen Reibung erzeugen könnten. Dann wird’s plötzlich still.

Und was bleibt zurück?
Ein Team, das rätselt.

Was macht der Chef gerade? Warum antwortet er nicht? Habe ich etwas falsch gemacht?

Die Unsichtbarkeit erzeugt Unsicherheit. Und je länger das so bleibt, desto stärker verankert sich das Muster. Mitarbeitende lernen: Lieber nichts entscheiden. Lieber absichern. Lieber abwarten.

Wenn keiner weiß, was er darf – bleibt alles liegen

Was ich in solchen Organisationen immer wieder sehe: Es fehlt an klaren Rollen.
Stellenbeschreibungen? Gibt’s vielleicht auf dem Papier – aber niemand weiß, ob sie noch gelten.
Erwartungshaltungen? Werden nicht geklärt, sondern vorausgesetzt.

So entsteht ein gefährlicher Nebel:
– Wer ist eigentlich wofür zuständig?
– Was darf ich selbst entscheiden?
– Wo hört meine Verantwortung auf – und wo beginnt die des Chefs?

Im Ergebnis bleiben Themen liegen. Nicht, weil die Menschen nicht wollen. Sondern weil niemand weiß, ob er oder sie jetzt soll. Oder darf. Oder lieber nicht.

Und dann beginnt das eigentliche Problem:
Die Organisation wirkt nach außen hin reaktionsfähig – aber nach innen bleibt sie orientierungslos.

Nicht zeigen heißt nicht führen

Wer sich nicht zeigt, wird auch nicht kritisiert. Aber er wird eben auch nicht spürbar.
Führung heißt, sich sichtbar zu machen – in Haltung, in Entscheidung, in Verantwortung. Und das funktioniert nicht im Rückzug.

Das heißt nicht, dass Chefs immer verfügbar sein müssen. Aber es heißt, dass sie Klarheit schaffen müssen: über Rollen, über Erwartungen, über Entscheidungsräume. Und ja: Dahinter steckt auch ein Thema, das einen eigenen Beitrag verdient – die Frage, wie konfliktfähig ein Team eigentlich ist. Wie offen gesprochen wird. Wie Feedback funktioniert.

Aber für heute reicht vielleicht diese Erkenntnis:
Ein Chamäleon mag faszinierend sein – aber als Führungskraft bleibt es lieber nicht zu lange unsichtbar.

Donnerstags-Frage:

Wann warst du das letzte Mal als Führungskraft wirklich sichtbar – im Sinne von klar, greifbar, präsent?

  • Wenn das länger als zehn Tage her ist:
  •  Steh jetzt auf, geh raus und zeig dich.
  • Hol dir ein Thema oder einen Mitarbeiterin – und triff eine Entscheidung.
  • Leg dir eine tägliche Kalendernotiz an.
  • Und dann: Wiederhole genau das. Jeden einzelnen Arbeitstag.

Eine prägnante Entscheidung pro Tag.

 

 

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